• "Versäumt nicht, zu üben die Kräfte des Guten."

    aus dem Gedicht "Symbolum" von
    Johann Wolfgang von Goethe (Freimaurer, Loge Anna Amalia, Weimar)

Humor und Freimaurerei

Hat der Humor Platz in der Freimaurerei? 

Hierbei handelt es sich nicht um eine rhetorische Frage. Ich möchte es gleich vorwegnehmen. Ob Humor einen Platz in der Freimaurerei hat, können wir nur gemeinsam am Ende dieses Baurisses feststellen. Ich sehe schon die ernsten Gesichter .... die mich, ... da ich hier vor Euch stehe, mit Argwohn betrachten und in voller Spannung einen ernsten Bauriss erwarten.  Nein ... Das Thema ist viel zu humoristisch, als dass ich mit ernster Gelassenheit im Sauseschritt zur Heiterkeit beitrage. Dazu ein Gedicht: Humor (nach W. Busch). Es sitzt ein Vogel auf dem Leim, Er flattert sehr und kann nicht heim. Ein schwarzer Kater schleicht herzu, die Krallen scharf, die Augen gluh. Am Baum hinauf und immer höher. Kommt er dem armen Vogel immer näher. Der Vogel denkt: " Weil das so ist und weil mich doch der Kater frisst, so will ich keine Zeit verlieren, will noch ein wenig quinquillieren und lustig pfeifen wie zuvor." Der Vogel, scheint mir, hat Humor. Bei den Vorbereitungen meines Baurisses konsultierte ich unter anderem den Katalog der Bibliotheca Masonica August Benz. Mit dem ernüchternden Ergebnis ..... Kein Eintrag unter Humor. Selbst die Internet-Suchmaschine Google wirft weltweit nur gerade mal drei Artikel unter dem Stichwort "Freimaurer Humor" aus. Könnte es sich hier um das erste Indiz eines Armutszeugnisses handeln??..... Sind wir Freimaurer so ernst, dass wir zwar voller Stolz Komiker und Humoristen in unseren eigenen Reihen zählen dürfen, aber unfähig sind auch mal über uns selbst zu lachen. Ist es möglicherweise gar ein Dogma "Humor gehört nicht in die Freimaurerei? Nein, ... ich bin der Überzeugung, dass der Humor sehr wohl einen Platz in der Freimaurerei hat, wir ihn aber als selbstverständlich erachten, sodass niemand darüber spricht. Doch wie so oft bestätigt die Regel die Ausnahme...... Br: Goethe äusserte sich über den Humor; Ich liebe mir den heiteren Mann, am meisten unter meinen Gästen. Wer sich nicht selbst zum besten haben kann, der ist gewiss nicht von den Besten. Doch woher kommt eigentlich der Humor? Wo liegen seine Wurzeln? Bemühen wir den Duden, erhalten wir die sehr treffende Auskunft: Humor lat. Fr. engl. Ist die Fähigkeit, oder die Gabe eines Menschen, die Unzulänglichkeiten der Welt und der Menschen, den Schwierigkeiten und Missgeschicken des Alltags mit heiterer Gelassenheit zu begegnen, sie nicht so tragisch zu nehmen und über sie und sich lachen zu können. Eine zweite Bedeutung ........ Körperflüssigkeit. Nicht umsonst kennen wir den Ausdruck "Vor Lachen kommen mir die Tränen". Der flache Ausdruck eine humorale Frau ... doch lassen wir das. Schliesslich müssen wir ernsthaft an unserem Tempel der Humanität arbeiten und ein quälendes Lachen könnte ihn wohlmöglich noch zum Einstürzen bringen. Bauen wir auf Sand? Oder doch nicht?? Wer sind wir? (angelehnt an W. Busch) Geschäftig sind wir Maurerkinder. Die grosse Zunft von kleinen Meistern. Als Mitbrüder und Mitbegründer. Sich diese Welt zurecht zu kleistern. Oft nur leider kann man sich nicht einen. Wie man das Ding am besten mache. Das Bauen mit belebten Steinen ist eine höchst verzwickte Sache. Welch ein Gedrängel und Getriebe. Von Liebe und Hast bei Nacht und Tage. Und unaufhörlich klopft es Hiebe. Und täglich ändert sich die Lage. Gottlob, sind wir Maurer. Wir lieben dies Gewühl und verzagen nie. Und bauen an uns selbst. Uns einen Tempel der Harmonie. Wer an dieser Stelle noch nicht eingeschlafen ist, den bitte ich, sich voller Bescheidenheit tugendhaft zurückzulehnen, die Augen zu schliessen und sich dem erquickenden Traum von brüderlicher Nächstenliebe hinzugeben. Humor ist so alt wie die Menschheit. Schon die alten Griechen, die gerade in der Freimaurerei immer wieder gerne zitiert werden, haben uns in Form der Satire das Schmunzeln hinterlassen. Humor finden wir auch im Mittelalter. Der Hofnarr hatte als einziger am Hofe das Recht aber auch die Aufgabe auf Missstände im eigenen Reich auf humoristische Art und Weise hinzuweisen. Humor ist also ein Werkzeug das,...ohne die Moral und die Nächstenliebe zu verletzen, die Sache auf den Punkt bringt. Auch die angelsächsische Freimaurerei räumt dem Humor einen Platz ein. Als Beispiel sei an dieser Stelle die Kolumne Brother-Lightfoote's Journal im Freemason today angeführt. Als Lehrling schaute ich in mich, als Geselle schaue ich um mich. Hier einige kleine Anekdoten aus meiner Lehrlings- und Gesellenzeit. Zu diesem Zweck bitte ich diejenigen, die jetzt noch wach sind, ebenfalls die Augen zu schliessen... Stellen wir uns eine Tempelarbeit vor, schlüpfen wir aus unseren eigenen Körpern und betrachtet das Geschehen als Aussenstehende. Was sehen wir?  Die Brüder betreten mit ernsthafter Mine,................. würdevoll im Zeichen den Tempel, nehmen ihren Platz ein und harren der Dinge die da kommen. Die Zeit verrinnt und mit gelassener Ungeduld schweifen die Blicke durch den Tempel. Ups, das allsehende Auge hängt auf dem Kopf. Tja, kann ja mal passieren. Nur nicht lachen. Mozart verhallt im Hintergrund und der ehrw. Br. verliest im Halbdunkeln, nur unter Zuhilfenahme einer Kerze die Namensliste der Gäste. Oha: Einen hat er vergessen. Was wohl der Br. denkt. Nimm es mit Humor. Auch in diesem Tempel wird auf Menschlichkeit gebaut. Im Osten raschelt es und im Westen wird eifrig im Ritual die erste Stelle gesucht. Die Macht des Schweigens greift tosend um sich. Mit Spannung wartet man auf den Hammerschlag und die erlösenden Worte. Zur Ordnung meine Brüder. Ups: Da steht ein Bruder im ungeeigneten Zeichen. Ein freundlicher Bruder,........ gibt es andere.........., macht ihn diskret darauf aufmerksam. Zum Glück ist es dämmerig, ansonsten des fehlbaren Bruders errötetes Gesicht bereits jetzt den ganzen Tempel hell erleuchten würde. Peinlichkeiten gehören zum Leben wie die Freimaurerei. Feierlich wird die Loge eröffnet. Mit der Grazie einer Tempelherde schreitet man von Osten nach Westen... Wenn der Tempel bloss nicht so eng wäre... Gut genährt sind sie schon diese Freimaurer. 8-tung die Säule wackelt,....... die Kerze fällt.......... ein dumpfer Plumps. Der schöne Boden weisst nun ein völlig neues Muster auf. Die etwas andere Art ein musivisches Pflaster zu erzeugen. Br. welche Zeit ist es? Es ist Fünf nach 9 Uhr ehrw. Br. Oha, da war der Br. wohl nicht ganz bei der Sache. Doch Schwamm drüber. Es ist natürlich die rechte Zeit, das heisst, bald Essenszeit. Vom Osten hört man. " Seht auf mich, meine Brr., mit dem Zeichen, mit der Batterie. Na ja, bei so viel harmonischem batterie wird einem ganz Warm ums Herz...Merke nicht jeder taktvolle Bruder kann taktvoll batterien. Die Musik setzt ein...Mozart dröhnt aus Lautsprechern über die Häupter dieser eifrigen Freimaurer. Ups Ein strenger Blick vom Osten her lässt auch den letzten nicht daran zweifeln, das war die falsche Stelle. Vorgehen: behutsam ausblenden und ernst bleiben. Ein Blick in den Norden und den Süden liefert den Beweis, die Brr. Fühlen sich wohl. Ein leichtes Schnarcheln da und dort erfüllt den Tempel mit Wohlbehangen. Es knallt der Hammer und alle Brr. erreichen wieder wohlbehalten die Erde. Brr. wozu haben wir uns in diesem festlich geschmückten Tempel versammelt? Nicht nur der Tempel ist festlich geschmückt. Nein, Schmuck sind auch unsere Brr.. Mit viel Firlefanz, Gehänge und sonstigen wichtigen Insignien erkennen sie sich kaum noch gegenseitig...Zeichen, Wort und Griff erlangen praktische Bedeutung. Manch Karnevalsverein wäre stolz auf soviel Tand. Merke: Bescheidenheit ist eine Tugend  und das sollte man auch zeigen. Solle me en reinlasse? Den Humor?? Im Osten raschelt's wieder. ...Nein... nicht des Rituals nächste Stelle wird gesucht....Die Brille, die ist weg. Merke: Ketten sind hilfreiche Werkzeuge  Es tropft der Schweiss.   Die Hose klebt.   Die Hände nass.   Die Nase blass.   So sitzen sie da, völlig erschöpft und ausgelaugt ab all diesen Anstrengungen. Merke: Kurze Spielhöschen und Hawaiihemden erleichtern zwar die Arbeiten am Tempel der Humanität ungemein, sind aber nicht SUVA konform. Die Tempelarbeit neigt sich ihrem Ende zu und unsere Brüder sind wieder putzmunter. Voller Energie und Tatendrang wird eifrig die Loge rituell geschlossen. Merke: Nach der Arbeit kommt das Wichtige. Das Vergnügen Liebe Brr. seid Ihr wieder oder noch wach...ansonsten...kann ich hier schon schliessen????   Folgen wir nun im Geiste unseren arbeitswilligen BBr. Zur Tafelloge.  Kaum haben die BBr. Ihre Plätze eingenommen, wird auch schon kräftig dem zungenlösenden Nektar gehuldigt. Wer kennt nicht folgendes kleine Ritual...... Brr., was ist euere Pflicht vor Eröffnung der Tafelloge? Nachzusehen, ob die Tafelloge gedeckt ist, ehrw. Br....Br. Schaffner, erfüllt eure Pflicht. Ehrw. Br. sofern die von Euch zugemieteten reizvollen Damen die im Vorhof warten, unsere Arbeit nicht stören ist die Loge nach aussen gedeckt, die Pforte wohl verwahrt und alle Horcher sind ferngehalten. Nicht das an dieser Stelle die Phantasie mit einigen Brr. durchgeht, bei den Damen handelt es sich schlicht um das Servierpersonal. Anschliessen wird mit akribischer Kritik das wohlvorbereitete Mahl zu einer dem Individualismus in nichts nachstehende Veranstaltung à la carte umfunktioniert. Fleisch verwandelt sich auf wunderbarste Weise zu Gemüse. Fisch wird kurzerhand in Geflügel verzaubert und Teigwaren erscheinen in Form von Reis auf dem Tisch. Kurz: Magie liegt in der Luft. Das alle diese wundervollen Taten Zeit brauchen und die Zeit schon etwas vorgerückt ist, wird flux ein Schuldiger gesucht und gefunden. Br. Nichtanwesend wer denn sonst. Stolz über soviel konstruktive Kritik wird die Tafelloge feierlich eröffnet. Doch oh Schreck der Hammer, der ist weg. Keine Bange man behilft sich auf die Schnelle mit einer Flasche oder einer Pfeife. Nicht das an dieser Stelle der ungewollte Verdacht aufkommt, es seien Flaschen oder gar Pfeifen. Nein höchsten Menschen. Es wird gegrüsst das sich die Balken biegen. Ein Schelm, wer Arges dabei denkt.  In diesem Zusammenhang noch ein kleines Gedicht   Abgekupfert und abgeändert (Autor unbekannt) Nach Mozarts Traum in Stereo, da startet wie ein Romeo unser Redner, der von der Liebe spricht, ganz brüderlich, mehr will er nicht. "In Liebe handelt überall!" So plätschert er wie ein Wasserfall. Würd' er von Brüdern nicht gedämmt, bald wäre unser Tempel überschwemmt. Von angeschwollenen Wortkaskaden, die zwar den Brüdern wenig schaden, doch so im Innern auf sie wühlen, dass es zu hart wird auf den Stühlen. Der Maurer macht sich noch Gedanken, so dass manch Stuhl fängt an zu schwanken, und maurerische Hochgefühle, die scheitern dann am Bau der Stühle. Das hat unser Redner wohl bemerkt, das Thema Liebe nicht noch mehr verstärkt, beginnt viel mehr mit den "Alten Pflichten" symbolisch unseren Tempel zu errichten. Weil solcher Arbeit anvertraut, kaum einer noch nach Osten schaut. Und wie wir so die Lider senken, da denkt man, dass nach sie denken. Doch unser Redner, der die Brüder kennt, ist überzeugt: die Masse pennt. Und statt zu feiern Richtefest, den "Bau" er schrecklich einfall'n lässt, weil, Brüder, wie ihr alle wisst, zu wenig Liebe darin ist!" Und dieses Einfalls lauter Krach, Macht wirklich ein paar Brüder wach, die, kaum hat sie die Erde wieder, recken ihre steifen Glieder und fühlen sich zu Recht erfrischt, zumal den Schluss man noch erwischt. Im Osten sucht man noch auf die Schnelle. Im Ritual die nächste Stelle. Derweil versiegt der Rede Lauf, wacht schliesslich auch unser Schaffner auf, reibt's Äuglein, kippt - doch keine Bange es ist ein Segen, er hält sich fest an seinem Degen. Ja, so ein Amt den Träger schlaucht, weshalb er auch viel Ruhe braucht.  Zusammenfassend wage ich die Aussage, dass Humor,... wohl dosiert,    ein Werkzeug der Wahrheit, der Stärke und der Schönheit sein kann.  Ziel Sinn und Zweck meines Baurisses war es nicht und wird es nie sein, akademisch tiefgreifend über den Humor nachzudenken. Meinem Anspruch, dem einen oder anderen Bruder ein Lächeln zu entlocken und damit zu seiner Gesundheit beizutragen,...habe ich,...wenn ich mir eure Gesichter ansehe erreicht. Somit ist für mich die Frage "Hat Humor einen Platz in der Freimaurerei" beantwortet. Mit den Worten von Shakespeare; "Der Heitere ist der Meister seiner Seele"....schliesse ich meinen Bauriss. Ehrwürdige Brr. ich habe meine Pflicht erfüllt.  

Br. J.Th., 20. Oktober 2005